Wer mit dem Töpfern beginnt, lässt seine Keramikobjekte in der Regel in einem Töpferstudio brennen oder hat anderweitig eine Möglichkeit, wo die Werke gebrannt werden. Früher oder später stellt sich jedoch aus praktischen Gründen und auch wegen der Brennkosten für viele die Frage, ob nicht die Anschaffung eines eigenen Ofens lohnt. Lässt sich diese Frage mit “JA” beantworten, hat man die Wahl zwischen einem Neugerät und einem Gebrauchtofen.
Für ein Neugerät sprechen natürlich die zeitgemäße Technik und in der Regel 3 Jahre Gewährleistung. Aber es gibt am Markt auch immer wieder Gebrauchtgeräte zu interessanten Preisen.
Hier ein kleiner Leitfaden, worauf Sie beim Kauf eines Gebrauchtgerätes achten sollten:
Kammeröfen sind hinsichtlich der Bauweise her höherwertiger als Toplader. Die Ummantelung ist oft hinterlüftet, wodurch Korrosion vermieden wird. Ein Nachteil ist das hohe Gewicht, was einen Transport oft sehr schwierig macht. Ein Toplader mit einem Volumen von 100 Liter wiegt unter 100 kg, ein Kammerofen gleichen Volumens knapp 300 kg.
Stand der Technik sind Computersteuerungen, wo Brennkurven für verschiedene Anwendungen gespeichert werden können. Diese Brennkurven bestehen bei gängigen Reglern aus einer Vorlaufzeit, der ersten Aufheizgeschwindigkeit, einer Umschalttemperatur, einer zweiten Aufheizgeschwindigkeit, der Brenntemperatur, einer Haltezeit und einer Abkühlgeschwindigkeit.
Davor wurden Regelanlagen verbaut, wo man vor jedem Brand die passende Aufheizgeschwindigkeit (üblicherweise in % der Maximalleistung), die Brenntemperatur und eventuell eine Haltezeit einstellen musste. Mit solchen Regelanlagen haben Sie weniger Komfort und weniger Einstellmöglichkeiten.
Ältere Hobbyöfen (Duncan, Cromartie) haben oft sog. Kiln-Sitter Automaten verbaut. Das ist im Grunde eine mechanische Abschaltautomatik. Im Brennraum wird ein Temperaturstäbchen eingelegt (diese Stäbchen gibt es für unterschiedliche Brenntemperaturen zu kaufen), welches sich bei Erreichen der jeweiligen Brenntemperatur durchbiegt und über eine Wippe eine Klappe fallen lässt, die den Brennofen ausschaltet. Einstellbar ist zumeist noch die Aufheizgeschwindigkeit in zwei bis drei Stufen. Diese Art der Steuerung ist eher unkomfortabel und nachdem Sie für jede Brenntemperatur ein eigenes Temperaturstäbchen benötigen (die gibt´s zumeist nur in Packungen zu 50 Stk.), sehr unflexibel. Daneben ist der Wippmechanismus korrosionsanfällig, was zu einem Blockieren und Überbrennen der Ware führen kann.
3.) Allgemeinzustand des Brennofens
Beim Brand entstehen aggressive Dämpfe, die Metallteile des Ofens angreifen. Auch Edelstahl leidet darunter. Bei der Ummantelung von Topladern kann das dazu führen, dass die Isoliersteine nicht mehr fest sitzen und sich durch Erschütterungen beim Transport verschieben. Die Isoliersteine selbst sind weich und porös. Bei älteren Öfen werden die Steine bröselig (speziell beim Deckel kann das dazu führen, dass kleine Teile davon beim Brand auf das Brenngut fallen und dann in der Glasur stecken). Durch unsachgemäße Verwendung – oder beim Brand zersprungene Keramikobjekte – können Stücke aus den Isoliersteinen ausbrechen. Kleinere Defekte sind kein Problem, wenn das allerdings dazu führt, dass Heizwendeln nicht mehr an ihrem Platz sitzen und durchhängen, ist das schlecht. Glasurtropfen in Isoliersteinen (oft im Boden) lassen sich nicht entfernen und brennen sich tief ein.
4.) Funktion
Ist ein Ofen als “funktionierend” angeboten, empfiehlt es sich, den Ofen kurz zu starten (1 – 2 Minuten reicht), dann denn Ofen abzuschalten und zu kontrollieren, ob alle Heizelemente warm sind. Bleib ein Bereich (z.B. die unteren Heizelemente bei Topladern) kalt, sind wahrscheinlich entweder die Heizspiralen defekt oder ein Schaltrelais.
5.) Thermoelement, Relais
Das Thermoelement misst die Temperatur im Brennofen und ist ein Verschleißteil. Ist dieses Bauteil nicht durch ein Keramikrohr geschützt und ist Korrosion sichtbar, kann das ein Hinweis darauf sein, dass es nicht mehr lange hält. Auch Relais haben eine begrenzte Lebensdauer. Der Zustand dieser Teile ist aber schwer zu beurteilen.
Bei Kammeröfen befinden sich die Heizwendeln oft auf keramischen Tragrohren. Das verringert die Belastung beim Brand und erhöht die Lebensdauer. Bei Topladern befinden sich die Heizwendeln in Vertiefungen im Feuerleichtstein und sind mit Metallstiften befestigt. Der Zustand der Heizspiralen lässt sich recht gut überprüfen. Diese sind ebenfalls Verschleißteile und ein neuer Satz kostet bei Topladern je nach Größe und Fabrikat zwischen EUR 100 und EUR 500.
Wenn Sie einen Gebrauchtofen kaufen, empfiehlt sich eine optische Kontrolle der Heizwendeln. Dazu verwenden Sie einen kleinen Zahnarztspiegel (gibt´s auch im Baumarkt oder KFZ-Bedarf) und eine Taschenlampe. Rötlich farbene Heizwendeln sind verschlissen. Die Heizwendeln bestehen aus einer Eisen – Chrom – Aluminium – Legierung. Das Aluminium baut sich über die Jahre der Verwendung ab und übrig bleibt das rötlich korrodierte Eisen. Heizwendeln, die verformt oder zusammengesackt sind, haben überhitzt. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass die Heizwendeln nicht mehr lange halten.
Aus den Vertiefungen hängende Heizwendeln können mit einer Lötlampe erhitzt werden und in die Nuten gedrückt werden. Befestigung mit Stiften aus dem gleichen Material, aus dem die Heizwendel besteht (Kanthal, Heizleiterdraht).
Wenn Sie die Heizwendeln eingehender überprüfen wollen, benötigen Sie einen Schaltplan des Ofens (auf dem der Widerstandswert der Heizelemente angegeben ist) und ein Messgerät. Der Widerstandswert sollte innerhalb von 10% des im Schaltplan angegebenen Wertes liegen. Eine größere Abweichung ist ein Hinweis darauf, dass die Heizwendeln verschlissen sind und der Ofen nicht mehr die angegebene Maximaltemperatur erreichen wird.
Wenn Sie diese Punkte beachten, sind Sie bei einem Gebrauchtgerät weitgehend vor bösen Überraschungen gefeit.