Unter Baukeramik versteht man die Wand- oder Mauergestaltung mit keramischen Platten oder Kacheln. Bereits im alten Ägypten verwendeten die Baumeister gebrannte Keramikkacheln zur Ausgestaltung von Königsgräbern oder Tempel.
Heute stellt der Einsatz von Keramik eine baubiologisch und ökologisch sinnvolle und gestalterisch vielfältige Weise der Wohnraum- und Fassadengestaltung dar
Arten der Farbgebung und Oberflächen:
Hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Sie können mit Unterglasurfarben arbeiten (wird bei kleinformatigen Fliesenbildern häufig gemacht) , mit Glasuren oder aber auch nur mit Tonen verschiedener Brennfarbe arbeiten. Die Oberflächen können glatt sein, sie können aber auch Reliefs oder Muster einwalzen oder einritzen.
Im Außenbereich auf Fassaden:
Hie lassen sich z.B. großformatige Fliesenbilder, Mosaike oder – für fortgeschrittene Keramiker – auch Halbreliefs herstellen. In unseren Breiten ist es allerdings ratsam, diese frostfest auszuführen. Keramik hat grundsätzlich kein Problem mit Minusgraden. Die Schwierigkeiten fangen aber dann an, wenn zu nieder gebrannte Keramik (diese ist dann noch saugfähig und nimmt Wasser auf) feucht oder nass wird und anschließend friert. Dieses führt zu einem Abplatzen der Glasur bis hin zur Zerstörung der Keramik. Eine ordentlich ausgeführte Keramik allerdings bleibt ewig farbstabil, lässt sich leicht reinigen und überdauert Jahrhunderte.
Eine frostfeste Ausführung verlangt zu allererst nach der richtigen Tonmasse. Dafür stehen Steinzeugmassen zur Auswahl, die je nach Sorte bei z.B. ab 1.230°C dicht brennen. Der Schrühbrand erfolgt dabei wie gewohnt auf niedrigere Temperaturen, nach Auftrag einer Steinzeugglasur wird der Glasurbrand dann so hoch durchgeführt, dass die Tonpartikel wie bei einem Klinkerziegel sintern und die Keramik frostsicher wird.
Bei der Herstellung geht man von einem Foto der Fassade aus, auf welches man die Gestaltung aufskizziert und vermasst. Der nächste Schritt – bei komplexeren Mustern oder Formen – die Herstellung von durchnummerierten Schablonen aus Packpapier. Hierbei ist zu beachten, dass Tonmassen über eine Trocken- u. Brennschwindung verfügen. Gerade bei Steinzeugbränden kann diese insgesamt schon gegen 7 – 8 % gehen. Das ergibt dann entweder die Fugenbreite, oder – falls einem das zu viel ist – muss man mit etwas Zugabe arbeiten. Der Ton wird ausgewalzt (Profis verwenden eine sog. Plattenwalze, alle anderen walzen mit einem Tonroller von Hand), die Schablonen aufgelegt, der Umriss nachgezogen und anschließend wird die Form mit einem Töpfermesser zugeschnitten. Auf der Rückseite werden die Kacheln mit der Nummer der Schablone gekennzeichnet, damit man hinterher auch wieder alles richtig zusammensetzen kann. Die Schnittflächen können Sie jetzt mit einem Schwamm leicht abrunden.
Materialverbrauch: dieser hängt natürlich von der Stärke der Kacheln ab, welche wiederum von der Kachelgröße abhängt. Als Richtwert sind Sie mit 5 – 6 % der Kachelgröße auf der sicheren Seite. Ist Ihr größtes Teil in einem Fliesenbild 30 cm, sollten Sie zwischen 15 und 18 mm dick arbeiten. Als Richtwert können Sie von einem Tonverbrauch von 3-4 Packungen Ton / m2 ausgehen.
Die Trocknung der einzelnen Kacheln sollte möglichst gleichmäßig erfolgen. Das erreicht man durch das Ablegen auf einer gut saugfähigen Unterlage (Pressspanplatte, Zeitungen) und dem losen Darüberbreiten einer Plastikfolie und regelmäßiges Wenden an den ersten paar Tagen. Macht man das nicht, trocknet die Oberseite der Kachel schneller als die Unterseite und durch den Trockenschwund „schüsseln“ sich die Kacheln auf.
Nach dem Trocknen können Sie etwaige Unsauberheiten noch gut mit Schleifpapier oder einem Schleifschwamm glätten oder auch mit einem glatten Stein oder Löffelrücken polieren. Danach geht es zum Rohbrand.
Der Rohbrand erfolgt bei mindestens 960°C, damit die Kacheln über eine ausreichende Festigkeit verfügen und beim folgenden Handling nicht beschädigt werden. Kleinere Teile können Sie ruhig liegend brennen, bei größeren Platten wird das problematisch, weil diese beim Abkühlen im Brennofen leicht springen. Diese sollten Sie stehend brennen (ein Anlehnen an die Ofenausmauerung ist kein Problem).
Zum Glasieren legt man die Kacheln im Verlegemuster auf. Wir empfehlen die Verwendung von Flüssigprodukten, die mit dem Pinsel aufgetragen werden, weil die Verarbeitung unproblematischer und die Ergebnisse sicherer sind. Tragen Sie die Glasuren nach Herstellerangabe auf, zumeist sind das 2 dicke oder 3 normale Aufträge. Dabei sollten Sie jede Schicht trocknen lassen, bevor die nächste aufgetragen wird. Sie können natürlich auch verschiedene Glasuren überlappen. Wenn Sie fertig sind, wischen Sie etwaige Glasurpatzer von der Hinterseite der Kacheln, damit diese beim Brand nicht an den Ofenplatten anbacken.
Beim Glasurbrand gilt das gleiche, wie beim Rohbrand. Kleine Teile dürfen flach liegen, größere Teile sollten stehend gebrannt werden. Verwenden Sie zur Sicherheit Plattentrennmittel auf Ihren Ofenplatten, um Glasurtropfen leichter entfernen zu können.
Nach dem Glasurbrand sind Ihre Kacheln verlegebereit. Vergewissern Sie sich, dass der Untergrund fest und trocken ist und verwenden Sie einen handelsüblichen Fliesenkleber bzw. eine handelsübliche Fugenmasse.
Im Außenbereich auf Säulen, etc.
Hier gelten grundsätzlich dieselben Regeln, wie bei Fassadengestaltungen. Möglicherweise werden Sie dort aber eher den Bedarf haben, über Kanten arbeiten zu müssen oder die Keramik an besondere, z.B. gewölbte Formen anzupassen. Dazu ist es erforderlich, den Ton auf der Unterlage so weit antrocknen zu lassen, dass er ohne sich zu Verformen abgenommen werden kann. Das ist auf vertikalen Flächen etwas problematisch und verlangt mitunter eine Hilfskonstruktion z.B. mit Holzleisten.
Im Innenbereich
Ob Sie die dekorativen Elemente eines Kachelofens selbst gestalten wollen, eine Ofenbank oder einen Handlauf: mit ein wenig Geschick und der richtigen Beratung ist das gar nicht mal so schwer. Auch hier sind die Arbeitsschritte grundsätzlich gleich. Frostsicher müssen Sie im Innenbereich nicht arbeiten. Für hoch beanspruchte Flächen (z.B. Böden) empfiehlt sich aber trotzdem die Verwendung von Steinzeugmassen und –glasuren mit entsprechendem Brennbereich, weil dadurch die Festigkeit höher ist.
Links:
Baukeramik in Ägypten: –> Informationen finden Sie hier
Tonmassen für Baukeramik hier kaufen:
Innenbereich, nicht frostsicher brennbar –> finden Sie hier
Außenbereich, frostsicher brennbar (außer KMO4015): –> Hier entlang